Das scharfe Wort Gottes

Erotischer Gottesdienst beim Evangelischen Kirchentage
Bild: www.kirchentag.net

Anlässlich des 31. Deutschen Evangelischen Kirchentages veranstaltete Pfarrer Armin Beuscher den wahrscheinlich ersten „offiziellen“ erotischen Gottesdienst. Mehr als 1000 Besucher versuchten am 9. Juni in der Kartäuserkirche in Köln platz zu finden – mehr als die Hälfte musste wegen Platzmangel draußen bleiben.

„Erotik und Lust sind keine von Gott abgetrennten Sperrgebiete. Lust will ausgelebt werden“, predigt Armin Beuscher und empfiehlt, dass Pfarrer öfter ins Bett gehen sollten, damit ihre Worte schärfer werden. Beten und Lieben seien wie Schwestern, sagte er den Gläubigen in der überfüllten Kirche und bestätigte damit, was das Banner über der Tür schon ahnen ließ: „Herzlich Willkommen im Weinberg der Liebe“. In dem Erotikgottesdienst wurden nicht nur Texte aus dem alttestamentarischen Hohelied der Liebe verlesen. Die Besucher konnten sich außerdem an einem Salbungsritual beteiligen, bei dem man dem Sitznachbarn Stirn und Hände massieren durfte – mehr war nicht erlaubt.

Die anschließende Podiumsdiskussion zur Frage „Kann denn Liebe Sünde sein?“ verlief nicht ganz so harmonisch, denn schließlich ist Sexualität ein Thema, zu dem man gerade in der evangelischen Kiche so schnell keinen Konsens finden wird. Der freikirchliche Theologieprofessor Michael Rohde, Dozent am baptistischen Theologischen Seminar in Elstal bei Berlin hatte seine Probleme mit der Gleichstellung von Homosexualität und Heterosexualität. Der evangelische Theologieprofessor Harald Schroeter-Wittke hielt dagegen und verteidigte alle Formen von Sexualität, denn schließlich seien sie Gottes gute Schöpfungen, sofern es sich um freiwillige Partnerschaften handelt. Sicher ein Disput, der in der einstigen Klosteranlage noch nie geführt wurde.

Die Deutschen Evangelischen Kirchentage finden Seit 1949 regelmäßig statt – seit 1957 alle zwei Jahre. Sie dauern jeweils fünf Tage, von der Eröffnung am Mittwoch bis zum Schlussgottesdienst am Sonntag. In diesem Jahr wurden unter der Überschrift „Lebendig und Kräftig und Schärfer“ rund 3000 Einzelveranstaltungen an 250 Orten angeboten. Circa 50.000 Mitwirkende nahmen in diesem Jahr teil. Die Evangelische Kirche im Rheinland war im Jahr 2007 zum sechsten Mal Gastgeberin.